Gute Idee + guter Sport = gute Sache?

Die Kolumne mit Patrick Bernecker.

Gute Idee + guter Sport = gute Sache?

Wenn die UEFA Champions League die Königsklasse im Fußball ist, dann ist die Champions Hockey League ... ja, was eigentlich? Erst einmal ist sie eine gute Idee. Duelle der besten europäischen Teams sind sportlich reizvoll, bringen Abwechslung vom Ligaalltag und sind ein interessanter Vergleich zur Einstufung der internationalen Leistungsfähigkeit der Teams aus der heimischen Liga. Zudem sind andere Trikots zu sehen und Spieler zu beobachten, die man eventuell noch nie zuvor live hat spielen sehen. Sven Andrighetto, Michael Špaček, Oskar Steen oder Sakari Manninen sind nur einige Namen, die einem direkt in den Sinn kommen. Hinzu kommt, dass die CHL in die Saisonvorbereitungszeit für die DEL-Teams fällt. Und diese Matches bekommen dadurch einen anderen Status, weil bereits vor dem Start der heimischen Saison um Punkte gekämpft wird, es also schon ernsthaft zur Sache geht, statt im Testspielmodus Reihenzusammenstellungen oder Taktiken auszuprobieren.

An sich also ist die CHL eine gute Sache. Und ich habe mir die Spiele gerne angeschaut, auch weil die deutschen Teams sich gut verkauft haben. Die Zuschauerzahlen sprechen zudem bei den DEL-Teams für sich: 4.240 Fans kamen im Schnitt bei den zehn Spielen nach Bremerhaven, 4.230 zu den Eisbären Berlin und 3.525 zu den acht Partien der Straubing Tigers. Und die Spiele waren auf einem sehr guten sportlichen Niveau, allesamt. Das liest sich auf den ersten Blick gut, doch ein genaueres Hinschauen zeigt auch: Der Wellblechpalast in Berlin war zwar mit 3.700 bis gut 4.200 Besuchern bei den vier Spielen nahezu ausverkauft, das Viertelfinale der Eisbären gegen die ZSC Lions aus Zürich wollten in der Uber Arena dann aber nur 5.218 Zuschauer sehen. Es blieben also knapp 7.000 Plätze unbesetzt. Schaut man sich die Zuschauerzahlen der anderen CHL-Teams aus der Saison an, dann zeigt sich, dass die Liga nach wie vor kein Zuschauermagnet ist. Die Ausnahme: In Sheffield kamen mit 8.229 Besuchern die meisten Fans zu den Heimspielen ihres Teams, das sind deutlich mehr als in der heimischen Saison!

Die CHL ist aus deutscher Sicht, das zeigen die Zahlen, durchaus eine attraktive Liga.

Auf den ersten Blick hatte auch Sparta Prag mit 6.646 Zuschauern gute Zahlen zu verzeichnen. Der Klub spielt aber in der O2 Arena, die mit 17.360 Plätzen bestückt ist – und so gut wie immer ausverkauft ist bei Spielen der Extraliga. In Zürich begrüßen die Lions in der Saison aktuell rund 11.340 Besucher bei jedem Heimspiel – das sind über 60 Prozent mehr als in der CHL mit 4.376 (das Finale ausgenommen). Ähnlich sieht das aus beim HC Lausanne oder Genève-Servette. Und kaum Interesse an der CHL hatten die Fans im finnischen Lahti (1.508) oder im schwedischen Skelleftea (1.895), wo auch jeweils die Ränge bei CHL-Matches nur geringfügig besetzt waren. Letztlich gilt für alle Klubs (außer die Sheffield Steelers): Die Fans nehmen die CHL längst nicht so an wie etwa im Fußball, wo die Champions League der heimischen Liga schon fast den Rang streitig macht. Hinzu kommen die Reisen und damit die logistische Planung, die gemacht werden muss, und eben die Zeit, die ein Auswärtsspiel verschlingt.

Die CHL ist aus deutscher Sicht, das zeigen die Zahlen, durchaus eine attraktive Liga. Und vor der Saison eine sehr gute Vorbereitung auf die heimische Spielzeit. Während der Saison kann sie mit längeren Auswärtsfahrten ein beschwerliches Extra sein, das zudem von den Fans leider nach wie vor nicht wie gewünscht angenommen wird. Die Eishockeywelt ist nun mal eine kleine Welt und beschränkt sich zumindest für die Klubs – auch vor allem aufgrund von weitaus weniger Fans als beim Fußball – eher auf den regionalen oder zumindest inländischen Raum. Auch wenn sie 2024/25 wieder guten Sport zu bieten hatte.