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Es klingt ein bisschen nach Ehekrise. Als hätten sich zwei, die sich gefunden hatten, auseinandergelebt. „Es wird bestimmt wieder so sein, dass wir beide zusammen sein werden“, sagt Marcel Noebels, „ich bin sicher, der Tag wird kommen.“ Die zwei, die derzeit nicht miteinander können, sind der Eisbären-Topscorer der letzten Jahre und sein kongenialer Partner Leo Pföderl. Zwei Eishockeyspieler, die sich auf dem Eis – nicht nur in Berlin – ideal ergänzen und auch privat bestens miteinander auskommen. Ein „Pärchen“, das prominente Vorgänger hatte. Gerd Truntschka und Dieter Hegen etwa, Franz Reindl und Ernst Höfner. Oder Erich Kühnhackl und Alois Schloder.
„Wir verstehen uns blendend, wir sind befreundet. Leider können wir das auf dem Eis aktuell nicht zeigen“, sagt Noebels. Es liegt nicht daran, dass die beiden sich verkracht hätten – nach fünf gemeinsamen Jahren. Sondern einfach daran, dass Trainer Serge Aubin das Duo auseinandergerissen hat. Nicht freiwillig. Denn Noebels, in diesen fünf Spielzeiten bester Berliner Scorer, in vier davon auch bester Deutscher in der DEL und zweimal als Spieler des Jahres ausgezeichnet, fiel früh in der aktuellen Saison verletzt aus. Pföderl, der in der gemeinsamen Zeit 113 Tore erzielte, erhielt in Ty Ronning einen neuen Partner. „Sie haben sich ganz gut ergänzt und spielen eine hervorragende Saison“, sagt Noebels, „da ist es für den Trainer schwer, die beiden auseinander
zu nehmen.“
So blieb der 32-Jährige außen vor, als er sich fit zurückmeldete. Als die DEL-Hauptrunde Anfang Februar in die heiße Phase ging, waren die zwei noch immer getrennt, auch wenn sie zwischendurch mal in der Overtime zusammen auf dem Eis standen. „Hockey ist ein schnelllebiges Geschäft, wer weiß, was morgen kommt“, sagt Noebels.
Die Beziehung begann 2019, als Pföderl von den Nürnberg Ice Tigers in die Hauptstadt wechselte. Da fanden sich zwei, die sich gar nicht gesucht hatten. „Ich habe ihn natürlich gekannt vom Gegeneinanderspielen“, erzählt der eineinhalb Jahre jüngere Bad Tölzer, „ich wusste, wer er ist, aber wir hatten eher weniger miteinander zu tun, auch bei der Nationalmannschaft.“ Dass es zwischen den beiden funkte, war eher Zufall. „Als ich nach Berlin gekommen bin, war dort ein großer Umbruch“, erinnert sich Pföderl, „da waren wir allgemein auf Reihensuche, alle vier Reihen sind relativ häufig ausgetauscht worden.“ Sean Backman, damals Sturmpartner von Noebels und James Sheppard, verletzte sich schwer und musste wegen eines Schädel-Hirn-Traumas seine Karriere beenden. „Da bin ich reingerutscht“, sagt Pföderl, „ab da lief es noch besser. Und es gab keine Gedanken mehr, dass man uns zwei auseinander nimmt.“
Das Duo brillierte zusammen, hatte seinen Anteil daran, dass die Eisbären in vier Jahren dreimal deutscher Meister wurden und überzeugte auch in der Nationalmannschaft – zusammen mit ihrem damaligen Berliner Kollegen und jetzigen NHL-Stürmer Lukas Reichel –, als sie bei der Corona-WM 2021 in Riga ins Halbfinale vorstieß. „Wir haben, glaube ich, wirklich jedes Spiel miteinander gemacht“, sagt Noebels, „da musste schon eine Verletzung gewesen sein. Oder wenn der Trainer uns kitzeln wollte, dass wir vielleicht doch wieder ein bisschen mehr Leistung abrufen müssen.“