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Für die Starbulls Rosenheim war die Saison schon zu Ende gegangen durch ein frühes Playoff-Aus in der DEL2, doch Eishockey blieb im Frühjahr 2025 ein Thema in der Stadt. Die Nationalmannschaft war zu Gast mit dem Rosenheimer Gewächs Philipp Grubauer im Tor, und der Blick der Fans richtete sich im April auch nach Übersee. In den NHL-Playoffs trafen gerade die Los Angeles Kings auf die Edmonton Oilers, an der Bande der Kings stand einer als Cheftrainer, an den sie in Oberbayern gute Erinnerungen hatten: Jim Hiller. Von 1996 bis 1999 war er Spieler in Rosenheim gewesen. Lange her, doch die Erwähnung seines Namens genügte, um einen Reflex auszulösen: „Hiller, Hiller, Landshut-Killer.“

Manche können sogar das Datum benennen: 3. Januar 1997. Da schoss Mister Hiller sich quasi zur Unsterblichkeit: Er erzielte in der Verlängerung das 3:2-Siegtor gegen den EV Landshut. Das tat den Rosenheimern gut, denn sie wurden Sechster, und die Landshuter als Siebter mussten in die Qualifikationsrunde. Es war noch einmal eine Wendung in der Geschichte einer besonderen Rivalität.
Sie mag außerhalb Bayerns verwundern. Wer sich bei Google Maps über die Lage der beiden Städte kundig macht, entdeckt, dass zwischen den beiden Stadien eine Wegstrecke von mindestens eineinhalb Autostunden liegt – entweder man gondelt über die Landstraße oder nimmt in einem weiten Bogen die Autobahn über München. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde man gut zweieinhalb Stunden brauchen. Geografisch hätten beide näher beieinander liegende Derby-Optionen – dennoch entwickelte sich die Geschichte so, dass beide Seiten sagen: Landshut – Rosenheim oder Rosenheim – Landshut, das ist das „wahre Derby“.
Dabei begann die Geschichte so richtig erst in den 1980er-Jahren. Gelegentliche Treffen auf Landesliga-Niveau in den 1940er-Jahren kann man vernachlässigen, und als der EV Landshut 1964 in die Eishockey-Bundesliga kam, war Rosenheim dort nicht vertreten. Es gab den EV Rosenheim, der 1972/73 mal kurz im Oberhaus vorbeischaute, aber gleich wieder abstieg und bei seiner Rückkehr 1976 finanziell schwächelte. Präsident des EVR war Max Inzinger, ein damals sehr bekannter deutscher Fernsehkoch, der in der ZDF-„Drehscheibe“ der interessierten Hausfrau verriet, wie der Braten gelingen könnte. Inzinger versuchte seine Popularität für das Eishockey zu nutzen, doch der EV Rosenheim blieb ein Pleitekandidat. Bis ihn der Sportbund DJK übernahm, der andere Verein in Rosenheim. Mit einem Schlag war Rosenheim die neureiche Kraft im deutschen Eishockey, denn hinter dem Klub standen die „Gebrüder Marox“, wie Alois Schloder sagt. Und er fügt noch einen Namen an: „Der Franz Josef. Der Strauß.“ Der bayerische Ministerpräsident.
 
             
 
             
             
            