Stanley-Cup-Finale: Wie die NHL das Mega-Event in nur wenigen Tagen plant

Schon weit vor dem ersten Bully plant die NHL das Stanley-Cup-Finale.

Stanley-Cup-Finale: Wie die NHL das Mega-Event in nur wenigen Tagen plant

Das Stanley-Cup-Finale zieht alle in seinen Bann – ob in Kanada, den USA oder hier in Europa. Eishockey-Fans weltweit schauen gebannt zu, wenn Superstars wie Connor McDavid und Leon Draisaitl auf Matthew Tkachuk und Aleksander Barkov treffen. Doch damit auf dem Eis alles reibungslos abläuft, ist hinter den Kulissen eine akribische Organisation notwendig. Eine, die selbst kurz vor dem ersten Bully noch über den Haufen geworfen werden kann.

Denn im Gegensatz zu den vorherigen Playoff-Runden wird die Finalserie nicht mehr von den Heimteams, sondern direkt von der Liga organisiert. Der Aufwand ist schlicht zu groß, zu viele Details müssen schon Wochen im Voraus geklärt werden – und das oft, ohne zu wissen, in welchen Städten letztlich gespielt wird.

„In der Hotellobby hört man viele verschiedene Sprachen – das war vor zehn Jahren noch anders.“ – Dean Matsuzaki

Einer, der dabei immer im Zentrum steht, ist Dean Matsuzaki. Sein Titel: Executive Vice President, NHL Events. Sein Job: Er koordiniert alles rund um die großen Events der Liga – vom Winter Classic über das All-Star Game bis hin zum Stanley-Cup-Finale. Auch beim 4 NATIONS FACE-OFF war er federführend dabei.

„Ich habe gerade die Bestätigung bekommen, dass unser Charter-Flug morgen wie geplant abheben kann“, sagt Matsuzaki zur Begrüßung – und meint damit den Flug für NHL-Mitarbeiter, Medienvertreter und Sponsoren, die nach Spiel fünf direkt von Edmonton nach Florida weiterreisen. Für Matsuzaki fast schon Routine. Seit 25 Jahren arbeitet er für die NHL und kennt jede Arena, jedes Hindernis, jede Planungsfalle.


Die Vorbereitung auf die Finalserie beginnt Monate im Voraus – lange bevor klar ist, welche Teams sich überhaupt qualifizieren. Hallenkalender müssen gecheckt, Terminkollisionen vermieden, Hotels für Spieler, Betreuer, Medien und Sponsoren geblockt werden. Jon Weinstein, der Kommunikationschef der NHL, beziffert die Zahl der am Finale Beteiligten auf rund 1.500 Personen. Das NHL-Kernteam umfasst 35 Mitarbeitende, allein die TV-Rechtehalter bringen 600 bis 700 Akkreditierte mit.

„Natürlich ist es ein Vorteil, dass wir letztes Jahr schon in Edmonton und Florida waren.“– Dean Matsuzaki

Und trotzdem entscheidet sich der konkrete Reiseplan erst wenige Tage vor dem ersten Spiel. Dallas oder Edmonton? Carolina oder Florida? Sechs Tage lagen zwischen der Entscheidung in der Western Conference und dem ersten Spiel in Edmonton. „Natürlich ist es ein Vorteil, dass wir letztes Jahr schon in Edmonton und Florida waren“, sagt Matsuzaki. Aber auch vertrautes Terrain bringt neue Herausforderungen. In Florida etwa wurde die Klimatechnik der Arena modernisiert, um auch im Juni für finalwürdiges Eis zu sorgen.


Das Interesse am Stanley-Cup-Finale wächst von Jahr zu Jahr – nicht nur in Nordamerika. „In der Hotellobby hört man viele verschiedene Sprachen – das war vor zehn Jahren noch anders“, sagt Weinstein. Die Mediennachfrage ist internationaler geworden, neue Märkte wie Mexiko oder China gewinnen an Bedeutung. Und auch in Deutschland nimmt das Interesse stetig zu. „Deutschland ist ein wichtiger Wachstumsmarkt für uns“, betont Matsuzaki. „Das Eröffnungsspiel des SAP Garden in München war ein toller Erfolg.“

Je größer das Spiel, desto größer die logistischen Probleme. Vor allem beim Thema Platz. „In und um die Arenen wird es schnell eng – für TV-Stationen, Technik, Übertragungswagen, Medienbereiche“, erklärt Matsuzaki. Deshalb beginnt sein Team schon früh, Karten, Pläne und 3D-Modelle möglicher Finalstandorte zu analysieren.

Ein Beispiel: Winnipeg. Die Jets spielten eine starke Hauptrunde, also bereitete die Liga alle Optionen für ein mögliches Finale dort vor – inklusive detaillierter Lagepläne. „Winnipeg hatte noch nie ein Finale, das wollten wir berücksichtigen“, sagt Matsuzaki. Am Ende kam alles anders – doch der Plan bleibt in der Schublade. Vielleicht wird er nächstes Jahr wieder relevant.

Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, hatte die NHL zwei komplette Technik-Truck-Flotten in Carolina und Dallas stationiert – bereit, sofort in Richtung der Finalstädte aufzubrechen. Eine mobile Logistik auf Abruf – weil der Stanley Cup keine Pause kennt.

So unsichtbar all das für die Zuschauer auch bleibt, es ist genau diese minutiöse Vorbereitung, die das Finale überhaupt erst möglich macht. Wenn McDavid und Draisaitl auf Barkov und Tkachuk treffen, ist längst ein anderes Team in Höchstform: jenes hinter den Kulissen.