Nina Jobst-Smith: „Ich habe groß gedacht, ich wollte in die NHL.“
Als Kind schwärmte Nina Jobst-Smith für die Vancouver Canucks. Ihr Traum: irgendwann selbst in der NHL spielen. Bis sie feststellte, dass dort gar keine Frauen spielen und es auch sonst keine Profiliga für sie gibt.

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Seit 2024 gibt es nun die PWHL, und die 24-Jährige wird nächste Saison dort spielen. Im Frühsommer wurde Jobst-Smith ausgerechnet vom neuen Team aus Vancouver an Nummer 19 gedraftet – keine deutsche Spielerin wurde früher gezogen. Überhaupt war das bislang ein aufregendes Jahr für die Verteidigerin: Erst schaffte sie mit dem deutschen Team die Olympia-Qualifikation, dann beendete sie das College und wurde schließlich gedraftet. Ein Gespräch über die Entwicklung des Frauen-Eishockeys, die Wichtigkeit von Mädchenteams in der Jugend, ihre deutschen Wurzeln und was sie in der PWHL und bei Olympia erreichen will.
Frau Jobst-Smith, ist die Vorbereitung auf eine PWHL-Saison anders als vorher im College?
Ja, ist sie. Dieses Jahr habe ich allein schon viel mehr Zeit, zwischen dem Ende der College-Saison und dem Start der PWHL liegen sechs Monate. Aber das ist gut so, der Sprung vom College zu den Profis ist schon groß. Aber ich habe genügend Zeit, um an den Sachen zu arbeiten, an denen ich arbeiten muss, um bereit zu sein für die beste Liga der Welt.
Müssen Sie auch deswegen mehr machen, weil in der PWHL nicht nur besser, sondern auch anders Eishockey gespielt wird?
Alle müssen mehr machen, die Liga versammelt die besten Spielerinnen in nur acht Teams bei sich, ein Großteil davon sind Nationalspielerinnen, die jahrelange Erfahrung auf dem Niveau haben. Alles ist noch professioneller als im College, das wird hart und herausfordernd. Ich muss an all den kleinen Sachen arbeiten, die Liga ist sehr schnell und sehr physisch. Aber ich muss auch nichts dramatisch ändern, sondern einfach weiter daran arbeiten.
Haben Sie durch den Draft das Gefühl, endlich dort angekommen zu sein, wo Sie immer sein wollten? Oder war das früher gar kein Thema, weil es die Profiliga eben nicht gab?
Vor drei Jahren war das anders. Da gab es noch nicht den großen Druck, am Ende der Collegesaison bereit für den Draft zu sein. Natürlich wollten auch damals alle so gut wie möglich spielen, aber jetzt braucht man neben dem Teamerfolg auch den persönlichen Erfolg, um sich für den Draft zu zeigen. Das ist jetzt ein anderer Druck. Aber um zur Frage zu kommen: Obwohl ich mich sehr geehrt fühle, dass ich gedraftet wurde, habe ich nicht das Gefühl, schon am Ziel zu sein. Es ist noch Arbeit zu tun: Ich will den Vertrag unterschreiben und mich beweisen. Es fühlt sich schon so an, dass ich es über die Linie geschafft habe, aber ich möchte von hier aus weitergehen.