Wer soll diese Eisbären stoppen?
Zwei Meisterschaften in Folge, vier aus den vergangenen fünf Jahren und kein Anzeichen, dass sie in naher Zukunft schlechter werden: Die Eisbären Berlin sind das überragende Team der DEL. Ihre Stärke ist auch die Schwäche der anderen. Was fehlt der Konkurrenz für den ganz großen Wurf?

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Fußballvergleiche gehen in Deutschland ja immer. Selbst in Regierungserklärungen sind sie zu hören. Und natürlich in anderen Sportarten. Besonders, wenn man etwas findet, in dem man dem Platzhirsch dann doch mal voraus ist. Gernot Tripcke hat Anfang September etwas gefunden. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hatte zur Presserunde vor der neuen Saison geladen. Da wurde der Ligachef gefragt, ob ihm die Dominanz der Eisbären Berlin nicht langsam Sorgen bereite. Ob die DEL nicht irgendwann eintönig wird und es dann vorbei ist mit den immer neuen Rekorden bei Zuschauer-, TV-, Social-Media- und Umsatzzahlen. Aber Tripcke blieb da entspannt: „Wir haben ja oft gesehen, dass es Dynastien gab. Aber da ist die Mischung im Eishockey noch ein bisschen besser als bei den Fußballkollegen.“
Falsch war das nicht. Im Fußball gab es in den vergangenen 13 Jahren nur zwei verschiedene Meister – und gleich zwölf der Titel gingen an Bayern München. Im Eishockey durften im selben Zeitraum immerhin vier Klubs jubeln – und keiner davon häufiger als fünfmal. Dennoch wirkt es gerade so, als drohe der Liga an der Spitze Langeweile. Vier der vergangenen fünf Meisterschaften gingen an die Eisbären, die jüngste im April beendeten sie gar mit drei 7:0-Siegen in Folge. So etwas gab es noch nie in einer Finalserie. Überhaupt schien ein Klub der Konkurrenz selten so enteilt zu sein. Obwohl er eine Saison erlebt hatte, die alles andere als einfach war: Im Januar war Stürmer Tobias Eder im Alter von nur 26 Jahren seinem Krebsleiden erlegen, was sich wie ein Schatten über den Klub legte. Und dennoch fiel er nicht in sich zusammen, im Gegenteil, der Tod eines beliebten Mitspielers habe das Team sogar noch mehr „zusammengeschweißt“, sagte Kapitän Kai Wissmann hinterher.
Glaubt man den Berlinern, hat sie auch ihr jüngster Titel keineswegs satt gemacht. „Wenn man einmal Erfolg erlebt hat, macht das wirklich süchtig“, sagte Eisbären-Trainer Serge Aubin nun kurz vor dem Start der neuen Saison. Sportdirektor Stéphane Richer klang ganz ähnlich: „Die DEL ist eine starke Liga, andere Teams haben viele Verstärkungen geholt. Alle wollen die Eisbären schlagen, das wissen wir. Aber wir sind bereit für die Konkurrenz.”